Kunst ist wenn ein Blick nicht nur laut, sondern stolz ist
Dieses Werk ist laut – auch wenn es keinen Ton von sich gibt.
Ein Hahn, aufgerichtet, farbgewaltig, stolz. Wer ihn sieht, denkt vielleicht zuerst an Landleben, Morgenröte oder Bauernhöfe. Aber dieses Tier ist mehr. Für mich war es eine Übung in Haltung, Formgefühl und Persönlichkeit.
Denn dieser Hahn schaut nicht einfach nur. Er steht.
Warum ich diesen Hahn gezeichnet habe
Ich hatte ihn zuerst im Kopf – nicht auf dem Papier. Und das war ungewöhnlich, denn oft beginnt meine Arbeit mit einer Skizze, einem Farbimpuls oder einer Studie. Hier aber war es das Gefühl.
Ein inneres Bild von Stärke. Aber nicht der lauten Art. Sondern einer, die bleibt.
Er steht ruhig. Breit. Fast ein wenig stolz. Und genau das wollte ich festhalten.
In Farbe. In Fläche. In Struktur. Als Figur mit Haltung – nicht nur anatomisch, sondern emotional.
Kunst, die sich anfühlt wie Federkleid
Der Hahn ist gezeichnet mit Softpastellkreiden auf getöntem, strukturiertem Papier. Die Technik erlaubt kein Zögern – jede Linie, jede Schattierung sitzt sofort.
Und gerade das passt zum Motiv: Denn dieser Hahn ist keiner, der sich korrigieren lässt. Er ist da. Ganz.
Die satten Farben – das tiefe Grün, das warme Rot, das aufleuchtende Weiß – waren bewusst gewählt. Ich wollte nicht naturalistisch arbeiten. Ich wollte Gefühl zeigen, das in jeder Feder liegt.
Was dabei entstand, ist keine zoologische Zeichnung. Sondern ein Portrait.
Und ja – auch Tiere dürfen Porträts bekommen.
Der Hahn als Spiegel von uns selbst?
In vielen Kulturen steht der Hahn für Wachsamkeit, Mut, Ehrlichkeit – aber auch für Stolz, Eitelkeit und Revierdenken.
In der Kunstgeschichte taucht er oft am Rand auf. Als Beiwerk. Als Symbol.
Ich wollte ihn ins Zentrum rücken. Ohne Deutung. Ohne Ironie. Ohne Bauernidyll.
Was, wenn man ihn einfach sein lässt?
Ein Wesen mit Haltung, Farbe, Würde – wie ein Mensch, der sich hinstellt und sagt:
Ich bin da. Ich sehe dich. Und ich weiß, wer ich bin.
Tiere in der Kunst – nicht niedlich, sondern echt
Oft wird Tierdarstellung reduziert auf Kindlichkeit, Kitsch oder Symbolik. Aber Tiere haben Persönlichkeit.
Wer ihnen begegnet – wirklich begegnet – weiß, dass da Charaktere stehen.
Dieser Hahn ist nicht süß. Er will nicht gefallen.
Und genau das macht ihn für mich künstlerisch so reizvoll.
Denn Kunst darf auch Tier sein. Kunst darf Fell, Feder und Klaue haben – solange sie Ausdruck trägt.
Dieser Hahn ist für mich ein Beweis dafür, dass Kunst nicht laut sein muss. Nur klar.
Wo dieses Werk wirkt
Dieses Bild hat Präsenz – es will gesehen werden. Aber nicht im Zentrum des Raumes.
Es wirkt am stärksten dort, wo man es entdeckt:
- In Fluren, Ateliers oder Küchen, die Geschichte haben
- In Arbeitsräumen, die Konzentration brauchen
- In Galerien, die Charakter statt Effekte suchen
- Oder in Häusern, die Tiere nicht dekorativ, sondern würdevoll sehen
Fazit: Kunst darf stolz machen
Ob Mensch oder Tier – wer Haltung hat, verdient einen Platz in der Kunst.
Dieser Hahn ist für mich ein stiller Protest gegen Beliebigkeit.
Er zeigt: Man muss nicht schreien, um zu bleiben.
Und man darf bunt sein – gerade, wenn man standhaft ist.
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